Wer eine längere Reise plant und gerade kein Vermögen parat hat, der sucht natürlich immer nach günstigen Angeboten zum Übernachten. Gerade bei Studenten sitzt das Feriengeld nicht besonders locker und trotzdem wünscht man sich, soviel von der Welt zu sehen, wie nur eben möglich. Daher möchte ich euch heute eine spannende Alternative zu teuren Hotels vorstellen: Couchsurfing!
So günstig wie möglich an den unterschiedlichsten Orten der Welt übernachten, das ist der Wunschgedanke vieler Weltenbummler. Gleichzeitig sollte die Unterkunft natürlich zentral liegen und Reisende möchten möglichst viel von Land, Leuten und Mentalität mitbekommen. Damit diese Wünsche in Erfüllung gehen, solltet ihr nach günstigen Hotels und Hostels Ausschau halten. Wer es etwas abenteuerlicher mag, der kann aber auch auf den bekannten Couchsurfing-Webseiten nach einer kostenlosen Schlafmöglichkeit in den nächsten Städten suchen.
Ich möchte euch heute zeigen, wie das Couchsurfing-Konzept entstanden ist, wie es genau funktioniert und was euch erwartet, wenn ihr euer Lager in den Wohnungen von fremden Leuten aufschlagt. So könnt ihr euch bei euren kommenden Reisen entscheiden, ob ihr euch für ein paar Tage einen Gastgeber in der Couchsurfer-Community suchen wollt und dank ihm dann versteckte Ecken seiner Stadt entdeckt. Denn meistens geht es nicht nur darum, einem anderen Mitglied der Community nur ein kostenloses Bett anzubieten, sondern auch dessen Gesellschaft zu teilen und sich auszutauschen.
Couchsurfing auf einen Blick
Konzept | Gastgeber sein & Gast werden | Regeln | Erfahrungsbericht | Fazit
Das Couchsurfing Konzept
Das Couchsurfing Konzept ist so einfach wie genial. Bereits Ende der 1990er Jahre, vor knapp 20 Jahren, entdeckten die späteren Gründer der Community von couchsurfing.org, Casey Fenton, Daniel Hoffer, Sebastian Le Tuan und Leonardo Bassani da Silveira, dass es viel Menschen auf der Welt gibt, die ihr Leben und ihre Couch gerne mit anderen teilen möchten. Die Idee, die daraus resultierte, war, eine Webseite zu entwerfen, mittels der man neue Freunde aus allen Ländern der Welt finden und treffen kann und das Reisen durch persönlichen Begegnungen mit Einheimischen so wertvoller und vielfältiger zu gestalten.
So könnten auf der Couch eines Israelis vielleicht Australier und Brasilianer zusammen kommen, die sich sonst nie getroffen hätten. Es wäre eine innovative Form die unterschiedlichsten Kulturen zusammen zu bringen, denn den Gründern war klar, dass uns viele Umstände im Alltag aber auch auf Reisen oft daran hindern, neue Menschen kennen zu lernen oder gar fremde Menschen nach einer Unterkunft zu fragen.
Das Unternehmen wurde schliesslich 2003 gegründet. Seit 2011 wurde das Netzwerk zu einer gewinnorientierten Organisation umstrukturiert und tritt heute unter Couchsurfing.com mit einem völlig neuen Seitendesign auf.
Neben couchsurfing.com gibt es aber natürlich noch weitere Webseiten, deren Konzept sehr ähnlich funktioniert. Hier sind zum Beispiel hospitalityclub.org und bewelcome.org zu empfehlen.
Video: Couchsurfing
Gastgeber sein und Gast werden
Die „Hosts“ (Gastgeber) der Community sind nicht unweigerlich auch Couchsurfer und auch nicht jeder, der so durch die Welt reist, bietet seine eigene Wohnung selbst auch Fremden als Übernachtungsort an. Wer Mitglied in der grössten internationalen Community von couchsurfing.org werden möchte, meldet sich ganz einfach an und richtet sein Profil ein. Hierbei ist es wichtig, viele persönliche Informationen preiszugeben, die den anderen Mitgliedern die Möglichkeit geben, einzuschätzen, ob ihr zueinander passt oder vielleicht auch nicht. Zu diesen Infos gehören persönliche Interessen, aber auch Wünsche und Ziele für die Zukunft.
Ausserdem könnt ihr hier schon eure vorherigen Couchsurfing-Erfahrungen preisgeben und so den ersten Eindruck perfekt machen. Wenn ihr nach möglichen Couches in eurem nächsten Reiseziel sucht, dann wird es euch freuen, wenn ihr User findet, deren Profile viel über ihre Persönlichkeit verraten. Besonders hilfreich sind Fotos, denn so kann man gut erkennen, wen man vor sich haben wird. Sympathische Bilder erhöhen die Chance, als Gast oder Host ausgewählt zu werden.
Regeln und Grundsätze der Couchsurfing Community
Die Community funktioniert eigentlich nach einem ganz einfachen Prinzip. Wer als Gast bei einem anderen Mitglied der Gemeinschaft unterkommt, soll seinen Schlafplatz immer so hinterlassen, wie er ihn vorgefunden hat. Gastfreundschaft soll nur im positiven Sinne ausgenutzt werden, etwa wenn der Host den Couchsurfern die Umgebung zeigt oder sogar eine kleine private Stadtführung für euch organisiert.
Das wichtigste Kriterium sind eigentlich immer die jeweiligen Bewertungen. Sowohl Gastgeber als auch Gast bewerten sich gegenseitig. Ähnlich wie bei den bekannten Bewertungsportalen könnt ihr hier sehen, wie gut der Gast oder auch der Host bei anderen Mitgliedern der Gemeinschaft angekommen ist. Gute Bewertungen sind wichtig und sind oft ausschlaggebend dafür, ob ein potentieller Gastgeber die Anfrage eines Reisenden annimmt oder auch nicht.
Der Gedanke einer friedlichen Internet-Gemeinschaft, die ihr Leben mit anderen Menschen teilt und verschiedene Kulturen miteinander verbindet, klingt fast schon zu romantisch. Doch es scheint zu funktionieren, denn couchsurfing.com verzeichnet mehr als 12 Millionen Mitglieder in mehr als 200 000 Städten auf der ganzen Welt.
Erfahrungsberichte und schicksalhafte Begegnungen
Wer sich im Internet über die kostenlosen Schlafplätze schlau macht, findet viele spannende Erfahrungsberichte von Couchsurfern aus aller Welt. Ich möchte euch zwei unterschiedliche Geschichten und Berichte vorstellen, die verdeutlichen, wie vielfältig die Erlebnisse und Eindrücke sein können, die man als Mitglieder der Community erleben darf.
Couchsurfing in Syrien – und was danach passierte
Bei meiner Recherche zu diesem Artikel bin ich durch Zufall via Twitter auf einen Artikel in der Süddeutschen Zeitung gestossen, der zeigt, was sich aus einer Nacht auf einer fremden Couch alles entwickeln kann. Der deutsche Student Tom verbringt 2011 einige Tage im Nahen Osten und surft eines Nachts auch auf der Couch des Syrers Nabil. Die beiden haben eine gute Zeit in Homs und freunden sich an. Tom reist weiter und beide adden sich bei Facebook. Als der Bürgerkrieg in Syrien beginnt, kontaktiert Nabil Tom und bittet ihn um Hilfe bei der Beantragung eines Visums. Ein Einladungsschreiben eines Deutschen hilft Nabil, seine Anfrage nach einem Schengen-Visum zu bekräftigen. Beide schreiben sich nach dieser Bitte tausende von Facebook-Nachrichten und Tom versucht in Deutschland diverse Fäden zu ziehen, um seinem Kumpel zu helfen. Nach langem Hin- und Her und einigen bangen Wochen ohne jeglichen Kontakt kann Nabil mit seiner Freundin tatsächlich nach Deutschland reisen und Tom holt beide sogar vom Flughafen in Frankfurt ab. Lest euch die ganze Story auf jeden Fall noch einmal in voller Länge durch. Die Geschichte ist wirklich lesenswert.
Mit Juan auf ein Bier in Malaga
Die Internet-Community ist nicht nur gut für kostenlose Schlafmöglichkeiten. Diese Erfahrung hat Jana gemacht. Während eines Städtetrips nach Malaga kontaktierte sie Juan, einen Local, der bereit war, ihr die schönsten Ecken der andalusischen Stadt zu zeigen. Jana hatte sich schon im Voraus ein gemütliches Hostel gesucht und wollte ihren Schlafplatz nicht aufgeben. Gemeinsam mit anderen Gästen des Hostels erkundeten sie also einfach nur mit ihrem „lebenden Reiseführer“ Juan die Stadt. Bei einem Bierchen tauschten sie sich über das Leben aus und probierten sich in einer Tapas-Bar durch die kulinarischen Köstlichkeiten der Stadt. Danach gingen alle wieder ihrer Wege. Auch so kann Couchsurfing funktionieren. Einheimische zeigen Besuchern ihrer Stadt und kommen so mit den unterschiedlichsten Kulturen und Menschen in Kontakt. Nicht immer endet die Zusammenkunft am Ende des Tages auf der Couch.
Wer sich in seiner Nähe mit anderen Mitgliedern der Gemeinschaft treffen möchte, kann an den unterschiedlichsten Events in seinem Heimatort teilnehmen. Dort treffen sich alle Interessierten, grillen, quatschen und knüpfen Kontakte.
Mein Fazit
Couchsurfing kann euch die Reise enorm erleichtern, weil ihr viel Geld sparen und gleichzeitig viele neue Eindrücke sammeln könnt und zum Teil Hilfestellungen von euren Hosts bekommt. Ein wenig Mut gehört vielleicht auch dazu, doch wenn ihr eurem Bauchgefühl vertraut und euch an die Gastgeber und Gäste mit vielen guten Bewertungen haltet, werdet ihr eine tolle Zeit mit vielen neuen Bekannten verbringen. Ein gute Möglichkeit, sowohl die Ruhe eines Hotels als auch die Gesellschaft von Einheimischen zu geniessen, ist folgende: Je nach Aufenthaltsdauer könnt ihr in der jeweiligen Stadt erst ein paar Tage couchsurfen und Land und Leute kennenlernen. Danach könnt ihr euch in einem gemütlichen Hotelzimmer einrichten und ganz für euch die Gegend erkunden – oder ihr macht es anders herum. So schlagt ihr gleich zwei Fliegen mit einer Klappe. Übrigens gibt es auch genug Beispiele von Familien und Pärchen, die couchsurfend die Welt entdecken. Man muss also nicht unbedingt alleine reisen, um die vielen unterschiedlichen Kulturen und Menschen ganz persönlich kennen zu lernen.
Ich wünsche euch viel Spass. Wenn ihr mir auch eure Couchsurfing-Geschichte erzählen wollt, dann schreibt mir einfach! Ich freue mich über jede Reisestory.
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