Jeder hat eine Meinung zu Israel. Ob positiv oder negativ – jeder hat sie. Doch nicht nur diese beeinflusst uns, Israel als potentielles Ferienziel zu erkennen. Vor allem Vorurteile, häufig Unwissen und befangene Medien-Darstellungen geben uns nur selten die Chance, Israel abseits seiner Politik zu sehen. Ein grosser Fehler!

Denn Israel ist eines der aufstrebendsten Wirtschaftsländer weltweit, Israel hat wunderschöne Strände, fantastische Nationalparks, Museen – und eine Bevölkerung, die von Multikulti geprägt ist, von offenen, modernen und schwulenfreundlichen Menschen. Jan-Samson Altman-Schevitz ist vor neun Jahren nach Israel ausgewandert. „Israel ist ein geiles Land – es ist wie eine Mischung aus Miami und Berlin.“ In Jerusalem arbeitet der 37-Jährige hauptsächlich als Reiseführer, gibt Touren für Botschaften, begleitet Bildungsreisen. Seine Motivation: Stereotype aufbrechen. „Israel ist einfach ein tolles Reiseland, egal, wo man hinfährt – das wissen die meisten nicht.“

In einem Interview spricht der Deutsch-Amerikaner über sein aufregendes Leben in einem umstrittenen Land, über die bezauberndsten und coolsten Ecken Israels, und darüber, warum er Israel für das „Land der Zukunft“ hält.

Israel Haifa

Urlaubsguru: Hallo Jan! Wie kam es dazu, dass du nach Israel ausgewandert bist?
Jan-Samson: „Ich komme sowieso aus einem sehr multikulturellen Hintergrund. Ich habe die ersten 15 Jahre meines Lebens in den USA gelebt, bin dann nach Berlin gezogen, dann weiter nach Frankreich, Polen… Ich bin Jude, religiös aber eher light, da lag es auch nicht ganz so fern, nach Israel zu ziehen – ich kenne viel von der Kultur und Tradition. Aber Israel ist ein sehr multikulturelles Land. Ich fand es einfach total spannend – die Kultur, die Religion, das Essen, die Politik.“

Was ist das Besondere an Israel?
„Israel ist ein globaler Innovationshut. Man kann hier wahnsinnig gut netzwerken – die Wirtschaftsbeziehungen, auch nach Deutschland, sind hier hervorragend. Aber Israel bietet auch jede Menge an Lebensqualität. Sonne, Strand, Wüste, unglaubliche Nationalparks, tolle Museen. Und die Leute sind hier einfach total entspannt, absolut offen, authentisch. Hier gib es keine Konventionen. Jeder sagt, was er denkt, keiner nimmt ein Blatt vor den Mund. Es ist ganz normal, wenn man auf der Strasse einfach von jemandem angesprochen wird, wer man ist, was man tut… das finde ich total interessant. Aber auch in puncto Politik ist Israel ein sehr spannender, sehr anregender Ort. Nach jedem Gespräch sieht man die Welt neu.“

Israel Totes Meer

Wie präsent ist die politisch schwierige Situation in Israel?
„Es herrscht grosser Druck, sich zu positionieren. Ein Leben mit Palästinensern findet nicht statt. Ich selbst habe tiefes Verständnis für beide Seiten, halte mich aber mit der politischen Meinung zurück. Ich organisiere auch politisch-kulturelle Studienreisen, auch auf palästinensischer Seite – das kann ich ganz objektiv.“

Welche Touristen kommen nach Israel?
„Viele Reisende sind religiös motiviert. Pilger, Christen, Juden. Viele haben hier jüdische Verwandte. Aber auch junge Leute aus der Wirtschaft, Singles wegen des coolen Nightlifes, und Pärchen reisen nach Tel Aviv – hier ist die Bevölkerung generell sehr jung. Und – was viele überhaupt nicht wissen – Tel Aviv hat einen riesigen Gay-Tourismus. Es ist, glaube ich, der drittgrösste und bekannteste Gay-Hotspot der Welt.“

Israel Strand Tel Aviv

Wie stehen die Deutschen zu Israel bzw. Ferien in Israel?
„Die deutsche Bevölkerung ist kritisch – generell zu Israel und zu dem, was Israel macht. Die 68er Generation, die zeigen pauschal Solidarität. Aber zwei Drittel der Deutschen sieht das Thema Israel ziemlich problematisch. Vorurteile sind der häufigste Grund, warum Deutsche nicht nach Israel reisen. Es gibt die ‚Verdi Bildungsreisen‘, zum Beispiel. Die waren schon in China, aber nach Israel wollen sie nicht, weil hier ein Apartheidsregime herrsche.“

Wie sieht Tourismus in Israel aus? Was kann man erwarten?
„Israel ist ein tolles Reiseland. Es gibt wunderschöne Strände, Wüsten – die Nationalparks haben alle einen sehr hohen Standard – zum Teil besser als in Deutschland. Die Infrastruktur ist super – wie man es aus Deutschland gewohnt ist. Hier fahren die gleichen Züge, es ist alles pünktlich, total easy. Generell gibt es hier super viele Unternehmungsmöglichkeiten, das findet man nicht mal in Deutschland. In Museen gibt es Audioguides in zehn Sprachen, es gibt Kinderanimationen, wohin man geht.“

Die coolste Stadt?
„Tel Aviv! Tel Aviv ist geil! Die Leute sind toll hier. Es herrscht ein diffuses Feeling wie in Berlin, so in etwa. In den 90ern kamen viele Künstler nach Tel Aviv. Hier ist immer etwas los, geile Party – das Nightlife ist wohl eines der angesagtesten überhaupt.
Ein grosses Problem ist, dass Israel sehr teuer ist. Die Lebenshaltungskosten sind hier locker doppelt so hoch wie in Deutschland. Verdienen tut man dabei jedoch nur die Hälfte. Vor einigen Jahren wurde die Wirtschaft hier komplett privatisiert. Jetzt wird alles importiert – die Preise steigen. In Jordanien kostet alles nur die Hälfte.“

Israel Tel Aviv

Gibt es Orte in Israel, die man meiden sollte?
„Absolut nicht! Die gefährlichste Stadt – wenn man überhaupt von gefährlich sprechen kann – ist Tel Aviv, weil da einfach ziemlich viel los ist, weil es etwas unübersichtlich ist. Aber ansonsten ist ganz Israel super – man kann überall problemlos herumreisen.“

Deine besten Tipps zu Israel? Was muss man unbedingt gesehen, unbedingt ausprobiert haben?

  • Tel Aviv: Überall am Strand gibt es hier WLAN
  • Flohmarkt in Jaffa – der antiken Hafenstadt
  • Am Rothschild Boulevard in Tel Aviv von den vielen Startups inspirieren lassen: Hier trifft man in jedem Kiosk und Café verschiedenste Investoren und kommt ins Gespräch
  • In Jerusalem durch die Gassen der Altstadt gehen und verschiedene heilige Stätten besichtigen
  • Weinbar auf dem Dach des Notre Dame in Jerusalem
  • Das Tote Meer
  • Sunrise Yoga in der ehemaligen Festung Masada in Tel Aviv – Spektakuläre Aussicht
  • Für Weinliebhaber: Goland Heights Winery im Norden Israels
  • Mach eine Art Tour mit Sarah „Oh-so-arty“ in Tel Aviv
  • Mach mit bei eatwith.com in Tel Aviv: Hier verabredet man sich mit unbekannten Leuten aus der Stadt und kocht zusammen

Israel Jerusalem

Welche kulinarischen Delikatessen kannst du empfehlen?
„Na, getreu dem Klischee, sollte man auf jeden Fall Kichererbsenbrei probieren. Ansonsten lassen sich spezielle Gerichte sehr schwer empfehlen. Die meisten Köche hier haben lange Zeit im Ausland gearbeitet und gelernt, und mixen Rezepte aus der ganzen Welt zu sehr unkonventionellen, kreativen Gerichten. So multikulti die Menschen sind, so multikulti ist auch das Essen.“

Vielen Dank für das Gespräch, Jan!

Ich hoffe, und ich bin mir ganz sicher, dass ihr nun ein doch ziemlich anderes Bild von Israel habt, als die paar Bruchstücke, die man sich vorher so gedacht hat. Selbstverständlich kann Israel seine Vergangenheit nicht leugnen, und inwieweit temporäre Aktionen gerechtfertigt sind, lasse ich auch einmal offen. Nichtsdestotrotz ist Israel ein faszinierendes, sehr vielseitiges und modernes Land und von uns Deutschen absolut unterschätzt. Ja, man kann auch Bade- und Strandferien in Israel machen. Man kann die Nächte alkoholhaltig durchfeiern und selbst Homosexuelle schwören auf das Land im fernen Osten. Falls ihr noch mehr über die schönsten Ecken Israels erfahren möchtet, lest euch meinen Reiseführer durch: „Israel – Eine Reise durch das heilige Land„.

israel

Und wenn ihr euch jetzt auch inspiriert fühlt, einen Trip nach Israel zu starten, schickt mir doch einfach eine individuelle Reiseanfrage, dann suche ich euch gerne ein gutes Schnäppchen heraus.