Süditalien – Viele denken hier, insbesondere bei der Insel Sizilien oder der Stadt Neapel, direkt an die Mafia. Doch wie viel Einfluss hat diese auf den Alltag und vor allem auf den Tourismus? Hier bekommt ihr Antworten.
Ist die verbrecherische Bande vielleicht nur noch ein Mythos? Ist die Mafia auf Sizilien überhaupt noch aktiv? Vorweg direkt eine erste Entwarnung: Die Lage auf Sizilien, wo die Mafiosi mit der Organisation Cosa Nostra am aktivsten waren, hat sich auf den ersten Blick deutlich entspannt. Dazu beigetragen haben die Festnahmen von wichtigen und lange gesuchten Mafiabossen und die Formierung einer Anti-Mafia-Bewegung, die heute sogar viele Möglichkeiten für Touristen anbietet, die Geschichte der Mafia selbst zu erleben, dabei jedoch auch den Kampf gegen eben diese zu unterstützen.
Die italienische Mafia auf Sizilien
Hättet ihr gedacht, dass ihr mit eurem Hotelaufenthalt oder dem Geld für eure leckere Pasta höchstwahrscheinlich die Mafia sogar unterstützt? Ich zeige euch, wie ihr die Einflüsse der Mafiosi selbst erleben und aber eben auch bekämpfen könnt, indem ihr lediglich ein paar kleine Tipps befolgt.
Übernachten in ehemaligen Mafia-Anwesen | „Mafia-freie“ Geschäfte |
Der Pate – Den Machenschaften der Mafiosi auf der Spur | Corleone – Mehr als nur Mafia
Übernachten in ehemaligen Mafia-Anwesen
Da seit 1982 die Enteignung von Mafia-Gütern und seit 1996 sogar die Nutzung dieser Gebäude für soziale Zwecke möglich ist, könnt ihr hier in genau den Anwesen nächtigen, die einst wichtigen Mafiabossen gehörten. Ein wichtiger Bestandteil der dunklen Machenschaften der Mafiosi war nämlich die Aneignung von Häusern, Grundstücken und weiteren Gütern.
Bestes Beispiel dafür ist das heutige Agritourismo Terre di Corleone, ein ehemaliges Landgut des 1993 verhafteten Corleonesi-Clan-Bosses Salvatore Riina. An seinem Beispiel wird die unheimliche Macht, die die Mafia einst ausübte,besonders deutlich – schliesslich betrug sein durch sämtliche Verbrechen erlangtes Vermögen schlappe 125 Millionen Britische Pfund. Der heute 86-jährige sitzt mittlerweile eine mehrfache lebenslange Haftstrafe ab. Seine Besitztümer und das angesprochene Vermögen wurden beschlagnahmt und – jetzt kommt der Clou – an die Anti-Mafia-Organisation Libera Terra übergeben. Diese verwaltet das Landgut jetzt als Hotelanlage.
Viele „normale“ Hotels auf Sizilien zahlen noch immer Schutzgeld an die verbrecherischen Organisationen. Touristen unterstützen mit ihren Ausgaben dementsprechend indirekt die Mafia, und das ganz ohne es zu ahnen. Bei den Hotels, die die Organisation Libera Terra betreibt, seid ihr absolut auf der sicheren Seite, hier geht es mafia-frei zu. Und das Erlebnis, im ehemaligen Haus eines Mafioso zu wohnen, in dem sich dieser auf seiner Flucht ein Versteck suchte, ist doch sicher auch mal etwas ganz Besonderes, oder?
So erkennt ihr „mafia-freie“ Geschäfte
Auch in der Gastronomie und der Landwirtschaft hat die Cosa Nostra auf Sizilien ihre Finger im Spiel. Zahlreiche Restaurants sollen Schutzgeld an die Mafia zahlen. In Neapel sollen 2500 Bäckereien und damit auch der Grossteil des Brot-, Kaffee- und Milchhandels im Besitz der hiesigen Mafiosi namens Camorra sein. Schädigend ist neben den finanziellen Einbussen auch die oftmals schlechte und billige Qualität der Lebensmittel. Aber auch hier wirkt Libera Terra mit grossem Engagement ein und stellt zum Beispiel Wein, Olivenöl oder Pasta selbst her, nur eben garantiert komplett legal und von deutlich besserer Qualität.
Zu Ferien gehören aber natürlich auch Restaurant-Besuche, allerdings gibt es auch hier Dinge, die ihr beachten solltet. Es heisst nämlich, ein deutlicher Grossteil der Restaurants, Kneipen und Geschäfte zahle noch immer Schutzgeld an die Mafia. Um dem Ganzen in der Gastronomie entgegenzuwirken, solltet ihr beim Restaurant-Besuch stets auf Aufkleber mit dem Logo der Widerstandsbewegung „Addiopizzo“ achten und nur in derartige Gaststätten einkehren – Pizzo bedeutet nämlich Schutzgeld, Addiopizzo dagegen zeigt, dass die Schutzgeldzahlung verweigert wird und ihr hier nicht die Mafia unterstützt. Zudem bietet die Organisation kostenlose Stadtpläne von Palermo auch in deutscher Sprache („Lingua tedesca“ auswählen) an, in denen gekennzeichnet ist, welche Läden kein Pizzo zahlen.
Der Pate – Den Machenschaften der Mafiosi auf der Spur
Ein Roman (und später auch Film), der die Machenschaften der Mafiosi sogar nach deren eigener Aussage sehr real darstellt, ist „Der Pate„. Hier dreht sich alles um die fiktive Mafiafamilie Corleone aus dem gleichnamigen Ort, der jedoch wirklich existiert. Der Film wurde zwar fast ausschliesslich in anderen Dörfern in der Nachbarschaft von Corleone gedreht, trotzdem ist die die Central Bar direkt an der Piazza Garibaldi ein beliebtes Ausflugsziel für Touristen. Hier könnt ihr euch wie die Personen im Film fühlen und euch mithilfe der vielen Requisiten und Bilder, sowie des Nr.1-Souvenirs, dem Kräuterlikör „Padrino“ (Pate), noch weiter in die Welt der italienischen Mafiosi aus dem Film hineinversetzen. Die Bar Vitelli hingegen ist die echte Bar, in der Szenen für den Film gedreht wurden. Sie befindet sich nicht in Corleone, aber immerhin auch auf Sizilien, genauer in Savoca, einem kleinen Örtchen im Nordosten der Insel zwischen Catania und Messina.
Corleone – Mehr als nur Mafia
Corleone ist leider nicht nur als Name der Filmfamilie im Zusammenhang mit der Mafia bekannt. Die Stadt hat eine traurige Vergangenheit: Vor dem Rathaus wurde in den 70er Jahren ein Mann erschossen, jedoch leistete von den Anwesenden, unter denen auch der Bürgermeister war, niemand Hilfe oder rief die Polizei. Der Mann starb und stellt ein weiteres trauriges Musterbeispiel für die Korruption und die damit verbundene Schweigepflicht Omertà dar. Es unterstreicht aber auch, dass sich die Situation klar entspannt hat, da es solche Vorfälle, die damals deutlich öfter passierten, kaum noch gibt.
Der Widerstand der „normalen“ Bevölkerung gegen diese Machenschaften wird in der „Via 11 Aprile 2006“ deutlich. Der 11. April 2006 ist nämlich der Tag der Festnahme des Mafiabosses Bernardo Provenzano, welcher sich unglaubliche 43 Jahre auf der Flucht befand. So wurde nicht nur die Strasse nach diesem wichtigen Tag benannt, nein, der 11. April ist seitdem sogar ein Gemeindefeiertag in Corleone!
Ein weiteres Werk der Anti-Mafia-Bewegung ist das CIDMA Museum in Corleone. Für nur 5,50 CHF erhaltet ihr hier sogar eine begleitete Führung und die hat es in sich. So behandelt das Museum sowohl die Vergangenheit, als auch die Gegenwart der Mafia und ihrer Gegner. Eine Besonderheit ist eine riesige Regalwand voller Ordner, die vollgestopft sind mit Akten. Hierbei handelt es sich um die Akten des Maxiprozesses, welcher von Giovanni Falcone geführt wurde und bei dem über 400 Mafiosi verurteilt werden konnten. Diese rächten sich jedoch und so fiel Falcone wie seine Ehefrau, seine Leibwächter und sein Vertrauter Paolo Borsellino Attentaten seitens der Mafiosi zum Opfer. Dadurch gilt hier besonders viel Aufmerksamkeit den vielen Opfern der Verbrechen wie eben zum Beispiel Falcone und seinen Angehörigen, und so werden hier auch ihre persönlichen Geschichten und die Facetten des Widerstands beleuchtet.
Insgesamt könnt ihr also absolut beruhigt sein und euren Aufenthalt auch im Süden Italiens voll und ganz geniessen. Beachtet ihr jedoch die angesprochenen Tipps, könnt ihr quasi ganz nebenbei den Kampf gegen die im Untergrund noch immer aktiven Mafiosi unterstützen und damit Gutes tun! Und nun begebt euch auf die Spuren der Mafia auf Sizilien.
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