Wer Richtung Südostasien, Afrika oder auf die traumhaften Seychellen fliegt, der kommt oft über einen Stopover in Katar nicht herum. Das muss nicht nervig und zeitraubend sein – ganz im Gegenteil! Ein kurzer Aufenthalt in diesem beeindruckenden Land kann bereichern und begeistern.
Ich muss ehrlich zugeben, mein Wissen über das reiche Land im Mittleren Osten war vor meinem Stopover in Katar ziemlich beschränkt: Der grosse FC Bayern München trainiert hier regelmässig im Wintertrainingslager, die WM 2022 soll hier stattfinden und die Arbeitsbedingungen der ausländischen Arbeiter werden auch immer wieder kritisiert. Das war es dann aber auch schon, viel mehr Informationen haben die meisten von uns über dieses Land nicht.
Es gibt keine Berichte über die Kultur der Katari, keine beeindruckenden Bilderserien und keine glückseligen Reiseberichte von Bloggern, von denen man sich schon mal Tipps und interessante Infos holen könnte, falls man einen längeren Aufenthalt am Flughafen von Katar sinnvoll nutzen möchte. Trotzdem reizt mich ein kurzer Ausflug in diese unbekannte Welt und deshalb mache ich mich auf in die sommerliche Hitze ausserhalb des Flughafens.
Stopover in Katar
Kostenlose Stadtrundfahrt | Tagesausflug mit Guide | Warum eigentlich?
Kostenlose Stadtrundfahrt – Taucht ein in eine beeindruckende Welt
Qatar Airways bietet für seine Fluggäste einen wirklich guten Service an – wer einen längeren Aufenthalt am Hamad International Airport in Doha hat, kann an einer kostenlosen Stadtrundfahrt teilnehmen, die von Qatar Tourism und der Airline selbst angeboten wird. Nach dem First come first Serve Prinzip werden die Plätze vergeben, schnell sein lohnt sich – 4 Touren zwischen 8 Uhr und 20 Uhr stehen auf dem Plan.
Gezeigt werden den Gästen beeindruckende Orte wie Das Katara Cultural Village, Das Museum of Islamic Art, The Peal – ein fantastischer Ort für eine Shopping Tour – und natürlich der aufregende Souq Waqif.
Impressionen aus Doha
Tagestour: Ein Land in dem das Leben pulsiert
Diese vier Highlights geben schon einen ersten Eindruck von einem Land, in dem das Leben pulsiert. Richtig interessant wird es dann aber bei einer echten Tagestour mit einem lokalen Guide. Genau das habe ich mir nicht nehmen lassen und muss sagen, dass es sich auf jeden Fall gelohnt hat. Ammar, ein Syrer, der schon seit vielen Jahren in Katar wohnt, nimmt mich direkt nach der Ankunft mit in die Wüste.
Draussen flimmert die Hitze über der Strasse, als wir mit dem Geländewagen Richtung Sealine Beach fahren. Vorbei geht es an riesigen Gas- und Öl-Industrieanlagen der Stadt Mesaieed. Hier wurde für die Arbeiter extra eine eigene Stadt errichtet, damit lange Fahrzeiten nach Doha und vor allem Unfälle vermieden werden. Jede Familie bewohnt ein eigenes Haus, ein bisschen sieht es aus wie in einer Schweizer Vorstadtsiedlung. Übrigens: In Katar gibt es sehr viele Geschwindigkeitskontrollen – ihr solltet euch mit dem Rasen dringend zurück halten, wenn ihr ein Auto mietet.
In der Wüste angekommen, lässt Ammar erstmal Luft aus den Reifen seines Jeeps, denn im Sand brauchen wir etwas weniger Druck auf den Reifen. Es sind nur wenige andere Fahrer unterwegs, im Sommer ist es hier eigentlich viel zu heiss. Ammar ist jedoch ein erfahrener Guide, der genau weiss, was er uns und seinem Wagen zutrauen kann. „Eigentlich“ sagt er mir, „ist es sogar jetzt viel besser hier als im Winter, denn jetzt haben wir die Wüste ganz für uns. Im Sommer muss man richtig aufpassen, weil dann alle aus der Stadt in die Wüste kommen und die Dünen hinauf jagen. Das kann auch mal etwas brenzlig werden“. Etwa eine Stunde sind wir hier unterwegs bis wir am Meer halten. „Dahinten kannst du Saudi Arabien sehen“ – Ammar zeigt auf einen Streifen Land am Horizont. Krass, kaum 60 Minuten sind es von Doha bis hierher, so nah sind die Nachbarn also…
Wir brettern noch einige Dünen herauf und hinunter, bis wir uns langsam auf den Rückweg machen. Direkt an der Auffahrt in die Wüste gibt es eine Lufttankstelle, hier kann man sich dann die Reifen wieder aufpumpen lassen, bevor es dann wieder auf die Strasse geht.
Zurück in der Stadt fahren wir durch die riesige und beeindruckende Aspire Zone. Hier trainieren Sportler der unterschiedlichsten Nationen und verschiedensten Alters in modernen Sportanlagen. Es gibt Fussballplätze, Schwimmbäder, Trainingsplätze und Hallen für alle Sportarten, die man sich nur denken kann. Hier stehen auch zwei der WM-Stadien für die Weltmeisterschaft 2022 – in Verzug ist man in Katar nicht. Von Weitem ist die Aspire Zone übrigens am fackelförmigen Hotel The Torch zu erkennen.
Ich durfte während meines Aufenthalts im pompösen Mövenpick Hotel Al Aziziyah Doha wohnen – hier haben auch schon Zlatan Ibrahimovic oder der FC Bayern während ihres Wintertrainingslagers übernachtet. Die Inneneinrichtung des Hotels erinnert an ein englisches Herrenhaus und Teppiche, Wände und Einrichtung zeugen von bester Qualität. Es herrscht eine tolle Atmosphäre – ein toller Ort, um nach einem langen Tag zu entspannen.
Egal, wo man auch unterwegs ist: Überall gibt es grosse Baustellen. Strassen werden verbreitert, Stadien modernisiert, eine Metrolinie gebaut und grosse Wolkenkratzer geplant. Gearbeitet wird im Sommer erst abends, überall sieht man die grossen Lichtstrahler in der Dunkelheit leuchten, die den Arbeitern ihren Arbeitsplatz erhellen. Auf den grossen Bauzäunen steht geschrieben, was sinnbildlich für die Philosophie des Landes zu sein scheint: „Qatar deserves the Best“. Selbstbewusst sind sie, die Katari.
Stippvisite in Katar: Warum eigentlich?
Ich glaube, dass ich die Frage danach, warum es sich bei einem Stopover in Katar lohnt, den Flughafen zu verlassen, ganz gut beantworten konnte, oder?
Immer wieder bleibt mir nur zu sagen:
Jeder Besuch in einem unbekannten Land, jede Berührung mit einer fremden Kultur bringt mich weiter und macht mir bewusst, wie viele Länder, Menschen und Abenteuer noch auf uns alle warten.
Gerade hier in Katar hatte ich in wenigen Stunden Kontakt mit so vielen Menschen der unterschiedlichsten Nationen und Kulturen wie schon lange nicht mehr. In Restaurants, Geschäften und Hotels trifft man viele Asiaten, Europäer und Araber – und alle sprechen super Englisch. So kommt man leicht ins Gespräch und lernt schnell spannende Leute kennen. Auch wenn ihr nur wenige Stunden am Flughafen zu überbrücken habt, solltet ihr überlegen, ob sich ein Kurzbesuch in Doha nicht lohnen könnte. Mein „Go“ habt ihr ja jetzt! ;)
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